RAThaus St. Andrä
St. Andrä im Lavanttal besitzt einen historischen Stadtkern welcher durch die Ansiedlung von zentrumsfernen Fachmarktzentren und die fortschreitende Zersiedelung am Stadtrand in den letzten 50 Jahren immer weiter entleert wurde.
Auf dem nördlich der historischen Stadtmauern gelegenen Hauptplatz befand sich ein Kultursaal aus den 1950er Jahren, der durch ein zeitgemäßes multifunktionales Gebäude ersetzt werden sollte. Den für diese Aufgabe ausgelobten Architekturwettbewerb konnten spado architects für sich entscheiden.
Neben der ortsbestimmenden Domkirche und der Basilika Maria Loretto wurde das Rathaus als dritter massiver Baukörper in diesen bisher undefinierten Bereich der Altstadt gestellt. Es erfolgt eine optische Verengung des Straßenraumes, die zur Verlangsamung des motorisierten Verkehrs führt und der Platz bekommt ein adäquates Gebäudevolumen, wodurch er zum Hauptplatz wird. Für die Fußgänger wurde eine Passage geschaffen, um die Altstadt mit dem Hauptplatz zu verbinden.
Das Gebäude umfasst die Räumlichkeiten der Stadtgemeinde Sankt Andrä, einen Veranstaltungssaal für 300 Personen, das Büro eines Ziviltechnikers sowie 3 Wohnungen.
Die Lasten des Gebäudes werden über eine rahmenartige Gebäudehülle abgetragen. Im Gebäudeinneren wurde der innere Erschließungskern zur Lastabtragung genutzt. Dies ermöglichte eine große Flexibilität im Gebäudeinneren für die weitere Raumaufteilung. Die Füllung der äußeren Tragstruktur mit Holz und Glas ermöglichte eine rasche Bauzeit.
Der Veranstaltungssaal mit Galerie erstreckt sich über zwei Geschoße (Erd- und 1. Untergeschoß). Durch die offene Gebäudestruktur und den vorliegenden Niveausprung des west-ost geneigten Grundstücks konnte der Saal so konzipiert werden, dass ein direkter Ausgang im Westen ins Freie möglich wird. Der neu entstandene Vorplatz im Westen sorgt für einen größeren Abstand zur Gewerbe- und Wohnbebauung. Durch die Entscheidung den Saal an dieser Stelle zu positionieren erhielt das Gebäude Ein- und Ausgänge an jeder Gebäudeseite. Es öffnet sich nach allen Seiten.
Das Projekt wurde in nur neunmonatiger Bauzeit unter Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens zeitgerecht erstellt und am 1. April 2017 feierlich eröffnet. Anfängliche Sorge über die Gebäudegröße und Position ist dem erwachten Selbstbewusstsein über das Rathaus gewichen. Umliegende Gebäude und Räumlichkeiten werden vermehrt neu besiedelt und genutzt. Der Stadtkern wird wieder belebt.
Architektur: spado architects
Fotos: Kurt Kuball
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