Marcel, Du Grundgütiger! So weit ist es schon gekommen.
Man hat uns bereits davor gewarnt:
³schrie einer und warnte vorm Übermenschen. Und jetzt geht es anscheinend los:
Schöpfung, Schöpfung, Schöpfung.
Der Mensch als Schöpfer - Vermessen den Menschen als Schöpfer zu bezeichnen? Ist er denn kein Schöpfer? Man muss ja nicht gleich eine Welt neu erfinden und neue egomanische Religionen begründen. Wir wollen bescheiden bleiben: Macht das Schöpfen eines Schematas in Gips, was z.B. an einen Hasen erinnert, aus einem Menschen nicht auch einen Schöpfer - auch wenn nur einen kleinen, abbildenden Hasenschöpfer?
Und nun ist es aber noch heikler geworden. Seit ca. einem Jahrhundert ist der Begriffsrahmen der Kunst vollkommen entgrenzt. Alles kann Kunst sein, selbst wenn der Hase schon tot ist oder an seiner Stelle Dreiecke oder andere abstrakte und konstruierte Dinge auftreten.
Und Dinge ist dabei mannigfaltig gemeint: alle möglichen Gegenstände der Anschauung - Objekte, Handlungen, wirtschaftliche Unternehmen, Politik - was der Abgrenzung zur Egomanie in den letztens Punkten eine notwendige Schärfe bedingt. Die beschränkte Zuteilung der Kunst jedenfalls in eine Ecke scheint aufgehoben, der Künstler braucht sich nun nicht mehr zu schämen, viel mehr könnte man nun von einer Eigenschaft oder einem substantivierten Adjektiv sprechen:
das Künstlerische an etwas.
Mit der Entgrenzung des Künstlerischen von einem mehr oder weniger konkreten Handwerk auf alles nur erdenklich Mögliche, was mit dem Leben zu tun hat, betritt eine Mannigfaltigkeit der Kunst die Bühne, die zuerst schwer überschaubar scheint, die in dieser frühen Zeit der Unbeschränktheit wirkt wie eine Ansammlung von verschiedenen Sprachen, die verwirrte Zungen schafft.
Leider ist es faktisch gesehen öfter und eher das Animal Laborans, Hannah Arendt’s Modell des Menschen als arbeitendes Tier, welches sich im Arbeiten des Menschen widerspiegelt, aber das Modell des Homo Faber von Max Scheler, oder des Faber Mundi aus der Renaissance als Kontroverse zu Gott als Schöpfer leitet nicht nur einen theologischen Diskurs ein, sondern viel mehr einen ethischen. Man landet früher oder später unweigerlich bei der praktischen Vernunft. Das Modell des schaffenden Menschen stößt nicht nur theologisch auf eine Kontroverse, sondern noch viel tiefgreifender in der Geschichte des Menschen, im Bereiche der Ethik oder der Philosophie der praktischen Vernunft, auf Grenzereignisse, die nach den Regeln fragen, welche z.B. den Eiffer von Wissenschaftlern in der Forschung dahingehend einschrenken, als sie eine Gottesähnlichkeit und einen Größenwahnsinn des Menschen als Schöpfenden zum Thema machen.
Was heisst denn nun, wenn die Kunst sich auf mannigfaltige Weisen äussern kann, die nur durch Grenzen der Möglichkeiten des Lebens eingeschränkt werden können, für die praktische Vernunft?
- Bibel
2 Zitat von Marcel Duchamp
3 aus “Die Fröhliche Wissenschaft” von Friedrich Nietzsche
Year 2016
Work started in 2013
Work finished in 2016
Status Completed works
Type Parking facilities / Museums / Exhibition Design / Art Galleries / Exhibitions /Installations
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